Die Borke

Die Borke *
Gedicht von der Beständigkeit –

Die Borke platzt. Der Baum bleibt stumm.
Er trägt sein Alter wie ein Kleid.
Der Mensch geht weiter, blind und krumm
und ahnt nichts von Beständigkeit.

Sie knackt auch gerne mal bei Frost
und spricht in Tönen, die man hört,
wenn man beim Wandern, ganz bei sich,
den Alltag aus dem Kopfe kehrt.

So steht der Baum. Und schweigt. Und steht.
Er weiß: Die Welt vergeht nicht schnell.
Die Borke aber trägt er stet,
ein bisschen rau im harten Fell.

Ein Mensch, zum ersten Mal verliebt,
ritzt Herz und Namen in ihr Kleid.
Der Baum, der leise weiter wächst,
vergisst den Schmerz. Und hat noch Zeit.

© Elke Bräunling

#juniverse2025 – Borke