Mein Freund TODO

„Ohne Ordnung geht gar nichts, schon gar nicht in der Kunst“, sagt er und nimmt sich vor, noch heute den Kruscht in seinem Arbeitszimmer – und in seinem Kopf – aufzuräumen.
„Mit Ordnung geht gar nichts, schon gar nicht in der Kunst“, sagt sie und fegt mit der Hand über das Zettelchaos auf ihrem Schreibtisch. Wie kleine Papierfliegerchen schweben sie durch die Luft und landen sacht überall im Raum auf dem Boden.
Sie lächelt und macht sich daran, die Zettelchen, eines nach dem anderen, aufzuheben und mit ihnen einen Turm zu bauen. Ein Türmchen. Ein Zettel-, Ideen-, Termine-, Pflichtentürmchen.
Und der Todo, der lacht.

Wer Todo ist?
Er trat in einem Blogeintrag vom letzten Herbst in unser Leben … und hiermit schleicht er sich nun klammheimlich leise auch in diesen Blog ein:

Der TODO

„Keine Chance hat er heute bei mir, der Todo“, sage ich beim Frühstück und lächele. „Ich muss nur noch rasch dies und jenes und das erledigen, dann werde ich ihn für dieses Wochenende zum Teufel schicken.“ Ihn, den Todo.
Sage ich und erledige noch rasch dies und jenes und das und noch 1,2,3,4,5 oder mehr Kleinigkeiten mehr.
„Nun geh, Todo!“, bitte ich ihn gegen Nachmittag. „Wir haben Wochenende und frei.“
„Frei?“, fragt er mich und schaut mich mit diesen strengen Blicken an, die sich wie juckende Pfeile in meinen Körper bohren.
Ich kratze mich dezent und suche nach einer Waffe, mit der ich ihn ähnlich wie mit einer Fliegenklatsche zum Schweigen bringen kann. Die Kuscheldecke tut es in dem Falle auch. Ich breite sie über Todo und seine Werkzeug-Utensilien und sage: „Ätsch!“
„Ätsch!“, hallt es unter der Decke hervor. Es hallt nur leise.
Dann ist Ruhe und ich blicke fröhlich aus dem Fenster.
Die Sonne hat den Morgennebel vertrieben, der Himmel ist blau, die Bäume schimmern rot, gelb, golden braun.
Welt, ich komme!
„Warum liegt die Decke über deinem Schreibtisch?“, fragt der Musikmann in diesem Augenblick.
„Todo schläft“, antworte ich und grinse. „Er braucht eine Pause, der lästige Kerl.“
„Was für’n Kerl?“ Der Musikmann sieht mich misstrauisch an, ballt unmerklich die Fäuste und blickt sich im Zimmer um. Einen fremden Kerl aber sieht er nicht. Kann er auch nicht. Den habe ich ja unter der Decke begraben.
In dem Augenblick bimmelt das Handy. Es liegt bei Todo unter der Decke.
Ich zögere, die Neugier siegt … und Todo ist wieder frei.
Und wie frei er ist! Mit nichts mehr ist er zu bändigen und schon gar nicht will er sich noch einmal unter eine Decke oder sonst wohin verbannen lassen.
Geht auch nicht. Nach dem Telefonat nämlich sitze ich neben dem grinsenden Todo sinnend am Schreibtisch und schreibe eine neue Liste für die nächsten Tage. Überschrift: „To do“!

Ein fröhliches, entspannendes Wochenende wünsche ich Euch – ohne Todo. Der nämlich lümmelt nun auf meiner Schulter und … schnarcht.