Stille

Auf der Suche nach der Weihnachtsstille kam der Mann in eine Stadt. Autos, Busse und Lastwagen rasten an ihm vorbei, Motoren dröhnten, Reifen quietschten, Hupen heulten auf. In den Straßen drängelten sich murrende, schimpfende Leute und aus den Geschäften plärrten Weihnachtslieder.
„Wo ist die Weihnachtsstille?“, wollte der Mann fragen. Er ließ sich von den Massen treiben und landete in einem Kaufhaus. Bunt war es hier und grell. Geblendet schloss er die Augen. Wie laut es war! Leute stritten, Kinder quengelten, Mütter schimpften, Verkäufer riefen einander Zahlen zu, Lautsprecherstimmen priesen Sonderangebote an, Kassen klingelten, Musik dudelte.
Der Mann stöhnte. Der Kopf tat ihm weh. ‚Weg, dachte er, schnell weg hier!’ Wo war Weihnachten? Wo die Weihnachtsstille? Gerne hätte er jemanden danach gefragt, aber er wollte nicht stören. Eilig verließ er das Kaufhaus und wanderte stadtauswärts. Er bog in einen Feldweg ein, ging über Felder und Wiesen. Es schneite. Leise knirschte der Schnee unter seinen Füßen, und je weiter er lief, desto stiller wurde es, so still, dass er glaubte, die Schneeflocken fallen zu hören. Der Mann atmete auf. Schön war das. Irgendwo werde ich sie doch noch finden, die Weihnachtsstille, dachte er und lief weiter. Er lief und lief und fühlte sich gut. Er traf auch niemanden, den er fragen konnte.